Helmut von Werz
Ein Architektenleben mit Partnern und Freunden 1912–1990

Helmut von Werz wurde 1912 in Kronstadt (Siebenbürgen) geboren, der Heimat der Familie seiner Mutter. Siebenbürgen war seinerzeit Teil der Donaumonarchie. Sein Vater, k.u.k. Feldmarschall-Leutnant Emanuel von Werz, war als Offizier in vielen Städten des Habsburger Reichs stationiert. Im Ersten Weltkrieg befehligte er Truppen in Galizien und am Isonzo. Zum Ende seiner Laufbahn schützte er als Kommandant der Wiener Volkswehr die junge österreichische Republik.

Sein vollständiger Name Helmut von Werz, Edler von Ostenkampf, war nur wenigen seiner Freunde bekannt. Für sie war er zeitlebens der „Puschu“. Als 16jähriger kam er nach München, machte dort am Alten Realgymnasium Abitur und studierte Architektur an der Technischen Hochschule. Dazwischen leistete er pflichtgemäß Militärdienst bei den Gebirgsjägern in Rumänien. Nach dem Diplom trat er 1936 in das Architekturbüro von Bruno Biehler ein, der den Lebensweg des jungen Architekten nachhaltig bestimmte. Biehler, ein erfolgreicher, kreativer Münchner Architekt mit großem Büro, war Mitglied im Bund Deutscher Architekten. Er gehörte dem Bauausschuss des Landesverbands für Heimatpflege an und war in dieser Eigenschaft führend in der Bauberatung tätig. Helmut von Werz war zehn Jahre lang Biehlers Mitarbeiter. Von Anfang an war er nicht nur mit dem bodenständigen Bauen befasst, sondern lernte auch die heimatpflegerischen Bestrebungen aus der Nähe kennen.

1946 gründete er in Bogenhausen sein eigenes Architekturbüro. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit der Bauberatungstätigkeit des Landesvereins für Heimatpflege vertraut, stellte sich Helmut von Werz 1946 für die Begutachtung baulicher Vorhaben in Bayern zur Verfügung. 1947 wurde er in den Beirat des Landesvereins, im Jahr darauf in den Vorstand berufen. Drei Jahrzehnte hindurch, bis 1977, nahm er die Bauberatungstätigkeit im und für den Landesverein wahr – trotz starker beruflicher Beanspruchung und der vielen ehrenamtlichen und berufsständischen Funktionen. Er identifizierte sich mit den heimatpflegerischen Zielsetzungen und widmete deren Förderung viel Zeit und Kraft.

Durch seine weit gefächerte Tätigkeit berief man ihn in viele weitere Institutionen: Er war Gründungsmitglied der Bayerischen Architektenkammer, später langjähriges Mitglied ihrer Vertreterversammlung. Daneben war er Mitglied des BDA, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, der Deutschen Delegation der Union Internationale des Architectes, des Landesdenkmalrats und der Stadtgestaltungskommission München. Für dies und für seine wichtige Rolle beim Wiederaufbau Münchens verlieh ihm die Stadt zum 60. Geburtstag die Medaille „München leuchtet“. Neben anderen Ehrungen wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

„Jedem – ob er mit ihm befreundet war, mit ihm arbeitete oder ob er ihm nur so begegnete – bleibt Helmut von Werz in Erinnerung als ein Mann von gewinnendem Wesen und lauterem Charakter voll Güte, Großzügigkeit und nie versiegendem Humor. Unvergesslich bleiben seine Feste und die Reden, die er bei diesen und anderen Gelegenheiten hielt.“ So beschreiben ihn seine Kollegen vom Bund Deutscher Architekten. Einige von ihnen sind auf den nächsten Seiten anzutreffen.